HOSPITAL-AT-HOME
Wie Remote Patient Monitoring die klinische Nachsorge neu definiert
Wie Remote Patient Monitoring die klinische Nachsorge neu definiert
Die Entlassung aus dem Krankenhaus markiert heute oft das Ende der Versorgung. Der Patient wird in ein Vakuum entlassen, das durch unklare Verantwortlichkeiten, fehlende Kontrolle und hohe Rückfallquoten gekennzeichnet ist. Für Kliniken bedeutet das: unnötige Wiederaufnahmen, steigende Kosten und unzufriedene Patient:innen.
Dabei gibt es längst eine bessere Lösung – medizinisch wie ökonomisch:
Telemonitoring- und Hospital-at-Home-Programme schließen die Versorgungslücke zwischen Klinik und Zuhause.


Hospital at Home: Klinische Kontrolle ohne Klinikbett
Die Herausforderungen im Klinikalltag sind bekannt: steigende Patientenzahlen, Fachkräftemangel, begrenzte Bettenkapazitäten. Gleichzeitig wächst der Druck, Versorgungsqualität und Patientensicherheit zu gewährleisten – auch nach der Entlassung.
Genau hier setzen telemedizinische Hospital-at-Home-Programme an:
- Akut erkrankte, aber stabilisierte Patienten werden aus der Klinik entlassen und in ihrer häuslichen Umgebung versorgt.
- Je nach Erkrankung werden Vitalparameter wie Puls, Blutdruck oder Sauerstoffsättigung kontinuierlich per Telemonitoring klinisch überwacht.
- Geeignet sind vor allem Patienten mit chronischen oder akuten, aber kontrollierbaren Erkrankungen, die ein sicheres häusliches Umfeld haben.
Das Hospital-at-Home ermöglicht also eine engmaschige und zugleich effiziente digitale Nachsorge – ohne Klinikbett, aber mit klinischem Standard.

3 Gründe, warum Kliniken jetzt auf digitale Versorgungsmodelle setzen sollten
1. Die Zukunft der Patientenversorgung ist hybrid
Hospital-at-Home-Programme mit Telemonitoring ermöglichen eine moderne, patientenzentrierte Versorgung, die Klinikstandards ins Wohnzimmer bringt. Wer heute investiert, positioniert sich als Vorreiter in einem Gesundheitssystem, das zunehmend auf ambulante, digitale und flexible Versorgungsmodelle setzt.
2. Ressourcenengpässe in Kliniken erfordern neue Versorgungswege
Angesichts des Fachkräftemangels und überfüllter Krankenhäuser bieten diese Programme eine effektive Möglichkeit, stationäre Kapazitäten zu schonen, ohne auf Qualität zu verzichten. Telemonitoring sorgt dabei für Sicherheit und Kontrolle – auch außerhalb der Klinikmauern.
3. Patientenzufriedenheit wird zum Wettbewerbsfaktor
Studien zeigen: Patientinnen fühlen sich in vertrauter Umgebung wohler, erholen sich schneller und erleben weniger Komplikationen. Kliniken, die solche Programme anbieten, stärken nicht nur ihre Marke, sondern auch die Bindung zu ihren Patientinnen.
2 Beispiele aus der Praxis
Beispiel 1:
Das Telemedizinische Zentrum des Robert Bosch Krankenhauses betreut Patient:innen mit chronischer Herzinsuffizienz und COPD. Die Kombination aus Vitaldatenüberwachung und persönlicher telefonischer Begleitung ermöglicht eine engmaschige Nachsorge – mit positiven Effekten auf Lebensqualität und Versorgungssicherheit
Beispiel 2:
Das Telemedizinzentrum am TUM Klinikum rechts der Isar ist eines der ersten DGK-zertifizierten kardialen Telemedizinzentren in Deutschland.
Es überwacht Patient:innen mit implantierten Devices und externen Sensoren rund um die Uhr. Bei auffälligen Befunden erfolgt eine sofortige Rückmeldung – oft noch am selben Tag.
Digitalisierung jetzt gestalten – mit Rückenwind durch das Krankenhauszukunftsgesetz
Das deutsche Gesundheitswesen steht vor einem digitalen Umbruch – und Krankenhäuser haben jetzt die Chance, diesen aktiv mitzugestalten. Das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) stellt dafür bis zu 4,3 Milliarden Euro an Fördermitteln bereit. Ziel ist es, die digitale Infrastruktur zu stärken, Prozesse zu modernisieren und die Versorgung zukunftssicher aufzustellen.
Gefördert werden unter anderem:
- Patientenportale und digitale Aufnahmeprozesse
- Telemedizinische Netzwerkstrukturen und Remote Monitoring
- Digitale Pflege- und Behandlungsdokumentation
- IT- und Cybersicherheitsmaßnahmen
Krankenhäuser, die jetzt in digitale Versorgungsmodelle wie Hospital at Home oder Telemonitoring investieren, profitieren doppelt: Sie verbessern die Versorgung und sichern sich finanzielle Unterstützung – bevor ab 2026 Digitalisierungsabschläge drohen.
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um:
- Förderanträge gezielt auf Versorgungsinnovationen auszurichten
- interdisziplinäre Digitalisierungsstrategien zu entwickeln
- nachhaltige Strukturen für eine vernetzte Patientenversorgung zu schaffen
„Die Telemedizin bietet enorme Chancen, die Versorgung in ländlichen Regionen auf einem hohen Niveau sicherzustellen.“
Dr. med. Patrick Müller
Universitätsklinik für Kardiologie und Angiologie
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Quellen:
- Herzinfarkt-Diagnosehäufigkeiten (Hauptdiagnose ICD I21, I22) aus der Fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik des Statistischen Bundesamts.
- Wissenschaftliches Institut der AOK 2024
- Website der DIKAP-Studie: http://dikap.med.ovgu.de/