NEUE STUDIE

Herzinfarkt & Schlaganfall: Kann die Telemedizin Risikopatienten besser schützen?

Herzinfarkt & Schlaganfall: Kann die Telemedizin Risikopatienten besser schützen?

Hoher Blutdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel – messbare Faktoren, die unser Herz-Kreislauf-System belasten und das Risiko für einen Infarkt oder Schlaganfall erhöhen. Diese Zusammenhänge sind in der Medizin lange bekannt – in Verbindung mit den heutigen Möglichkeiten der Digitalmedizin eröffnen sich jedoch innovative Möglichkeiten der Prävention. Genau hier setzt eine wegweisende Studie der Universitätsmedizin Magdeburg an: Ein Forscherteam um Dr. Patrick Müller untersucht, wie sich neue telemedizinische Technologien nutzen lassen, um die Versorgung von Risikopatienten zu verbessern.

Herzinfarkt & Schlaganfall

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Die DIKAP-Studie: Telemedizin für die Herzgesundheit

Mit der interdisziplinären Studie „Digitale Kardiovaskuläre Prävention“ (DIKAP) startet die Universitätsmedizin Magdeburg die aktuell größte Studie zur kardiovaskulären Primärprävention in Deutschland. Mithilfe der Telemedizin-Plattform SaniQ erforscht die vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung geförderte Studie, wie digitale Lösungen zur Verhinderung von schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen können.

„Im Bereich der Herzinsuffizienz ist die telemedizinische Patientenversorgung bereits etabliert. Unsere Studie soll wissenschaftliche Belege schaffen, um telemedizinische Ansätze auch für Bluthochdruck in die Regelversorgung der Krankenkassen zu überführen“, erklärt Dr. Patrick Müller, Studienleiter und Kardiologe an der Universitätsklinik für Kardiologie und Angiologie Magdeburg.

Foto: Dr. Patrick Müller, Studienleiter, und Prof. Rüdiger Braun-Dullaeus, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie und Angiologie Magdeburg (beide hinten stehend), zusammen mit dem Team der DIKAP-Studie. Fotografin: Melitta Schubert/UMMD

Was die DIKAP-Studie besonders macht, ist ihr ganzheitlicher Ansatz. Die Universitätsklinik für Kardiologie und Angiologie arbeitet dabei eng mit der Universitätsklinik für Neurologie, dem Institut für Inflammation und Neurodegeneration der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg sowie dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen zusammen.

Wie lässt sich das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte mithilfe der Telemedizin effektiv reduzieren?

Die Zahlen sprechen für sich: „Schon eine Senkung des systolischen Blutdrucks um 10 mmHg kann das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall um bis zu 30 Prozent reduzieren. Genau hier setzt unsere Studie an“, betont Dr. Müller.

Die Studie konzentriert sich auf die telemedizinische Betreuung von Bluthochdruckpatienten. Durch kontinuierliches Telemonitoring zentraler Vitalwerte und zeitnahe Anpassungen der Therapie hoffen die Wissenschaftler, bessere Ergebnisse zu erzielen als mit der herkömmlichen Versorgung, bei der Patienten nur sporadisch in die Praxis kommen.

Die 12-monatige Studie kombiniert verschiedene digitalmedizinische Elemente:

  • Digitale Schulungen: Teilnehmende erhalten umfangreiche Informationen zu kardiovaskulären Risikofaktoren.
  • Telemedizinisches Monitoring: Blutdruck, Gewicht, körperliche Aktivität und der Medikamentenplan werden über eine Telemedizinplattform überwacht.
  • Individuelle Betreuung: Regelmäßige telemedizinische Visiten durch Ärztinnen und Ärzte oder kardiovaskuläre Präventionsassistenten gewährleisten eine personalisierte Therapie.

„Die Telemedizin bietet enorme Chancen, die Versorgung in ländlichen Regionen auf einem hohen Niveau sicherzustellen.“

Dr. med. Patrick Müller

Universitätsklinik für Kardiologie und Angiologie
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Auf dem Weg zur digitalen Regelversorgung

Die Studie könnte einen entscheidenden Beitrag leisten, telemedizinische Ansätze in der Bluthochdruckbehandlung als Standardleistung der Krankenkassen zu etablieren. Dies würde nicht nur die Lebensqualität vieler Patienten verbessern, sondern könnte durch Vermeidung von Folgeerkrankungen auch erhebliche Kosten im Gesundheitswesen einsparen.

Mit der SaniQ-Plattform erhalten Ärzte und Patienten ein Werkzeug, das ihnen hilft, relevante Gesundheitswerte kontinuierlich zu überwachen und rechtzeitig gegenzusteuern. Diese kontinuierliche Betreuung könnte der Schlüssel zu einer effektiveren Prävention sein.

Die DIKAP-Studie markiert damit einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer präventiveren, personalisierten und digitalen Gesundheitsversorgung – mit dem Ziel, die Herzgesundheit der Bevölkerung nachhaltig zu verbessern und lebensbedrohliche Ereignisse zu verhindern, bevor sie eintreten.

Quellen:

  1. Herzinfarkt-Diagnosehäufigkeiten (Hauptdiagnose ICD I21, I22) aus der Fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik des Statistischen Bundesamts.
  2. Wissenschaftliches Institut der AOK 2024
  3. Website der DIKAP-Studie: http://dikap.med.ovgu.de/
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